Nach IUCN (Stand: 2014) sind 30% der 6285 bekannten Amphibienarten stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht [KWET & WERNING 2016].

Dabei handelt es sich nicht um ein monokausales Phänomen [LÖTTERS 2004], sondern es finden in verschiedensten Regionen der Erde gleichzeitig Zusammenbrüche von Amphibienpopulationen statt. Klimawandel [RÖDDER & BÖHME 2007], neu auftretende Infektionskrankheiten wie Ranavirus oder der erst 2013 entdeckte Batrachochytrium salamandrivorans (BS), erhöhte UV-Strahlung infolge der abnehmenden Ozonschicht, die Amphibien in ihrer frühen Entwicklung beeinträchtigt, sowie die Einbringung gebietsfremder Arten [ARININ 2007] und die fortschreitende Zerstörung und Kontamination des Lebensraums sind Faktoren, die für den Einbruch von Amphibienpopulationen verantwortlich sind.

Im Zuge der Vermarktung transgener, herbizidresistenter Kulturpflanzen durch den amerikanischen Großkonzern Monsanto stieg die Verwendung von Glyphosat-haltigen Herbiziden rapide an. Durch den erhöhten Gebrauch des Pestizids stieg auch das Risiko, dass Nicht-Ziel-Organismen mit diesem in Kontakt kommen. Zahlreiche Studien belegen ein enormes Gefährdungspotenzial für aquatische Biozönosen durch den Eintrag von Agrochemikalien [siehe u.a. WAGNER et al. 2013, ANNETT et al. 2014, PLÖTNER & MATSCHKE 2012].

Europäische Amphibien sind aufgrund ihres biphasischen Lebenszyklus zur Reproduktion auf zumeist temporäre Gewässer angewiesen, in denen Schadstoffe besonders stark akkumulieren. Erschwerend kommt hinzu, dass ihr ehemaliger Lebensraum für die Landwirtschaft erschlossen wurde [WAGNER & VIERTEL 2016].

Obwohl Amphibien über ihre hochpermeable Haut [QUARANTA et al. 2009] viel größere Mengen an PSM aufnehmen als Säugetiere, ist in der Zulassungspraxis auch heute noch keine Datenerhebung zu Amphibien vorgeschrieben [WAGNER et al. 2013].

Aufgrund der zeitlichen Übereinstimmung der Ausbringung von Glyphosat mit dem Wanderverhalten zahlreicher Amphibien [BERGER et al. 2013], erwies sich das Übersprühen mit Pestiziden als Hauptgefährdung terrestrischer Lebensstadien.

Vor dem Hintergrund der globalen Amphibienkrise wird sich dieses Werk den Auswirkungen von Glyphosat auf aquatische Habitate und mit besonderem Schwerpunkt den subletalen und akut-toxischen Auswirkungen auf Amphibien widmen.

Quellen:

Annett, Robert; Habibi, Hamid R.; Hontela, Alice (2014): Impact of glyphosate and glyphosate‐based herbicides on the freshwater environment. In: Journal of Applied Toxicology 34 (5), S. 458–479. DOI: 10.1002/jat.2997.

Arinin, Ivan (2007): Gefährliche Gäste – Die Rolle invasiver Arten beim globalen Amphibiensterben. DRACO 34, 37-46

Berger, Gert; Graef, Frieder; Pfeffer, Holger (2013): Glyphosate applications on arable fields considerably coincide with migrating amphibians. In: Scientific Reports 3, srep02622. DOI: 10.1038/srep02622.

Kwet, Axel; Werning Heiko (2016): Biodiversitätskrise Amphibien und Reptilien in Gefahr. TERRARIA 57, 14-26

Lötters, Stefan (2004): Amphibiensterben: Einblick in die Geschichte und die aktuelle Forschung. REPTILIA 46, 16-23

Plötner, Jörg; Matschke, Jürgen (2012): Akut-toxische, subletale und indirekte Wirkungen von Glyphosat und glyphosathaltigen Herbiziden auf Amphibien – eine Übersicht. In: Zeitschrift für Feldherpetologie 19.

Quaranta, Angelo; Bellantuono, Vito; Cassano, Giuseppe; Lippe, Claudio (2009): Why Amphibians Are More Sensitive than Mammals to Xenobiotics. In: PLOS ONE 4 (11), e7699. DOI: 10.1371/journal.pone.0007699.

Rödder, Dennis & Böhme, Wolfgang (2007): Klimawandel als Katalysator des
Amphibiensterbens.  DRACO 34, 46-52

Wagner, Norman; Reichenbecher, Wolfram; Teichmann, Hanka; Tappeser, Beatrix; Lötters, Stefan (2013): Questions concerning the potential impact of glyphosate-based herbicides on amphibians. In: Environmental toxicology and chemistry / SETAC 32. DOI: 10.1002/etc.2268.

Wagner, Norman; Viertel, Bruno (2016): Was ist über die Effekte von Pflanzenschutzmitteln auf einheimische Amphibienlarven bekannt? In: Zeitschrift für Feldherpetologie 23.

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